Über mich und mein Vorhaben

Das bin ich: Fabienne Ufert, 18 Jahre alt, und drauf und dran nach dem Abi erst einmal etwas von der Welt zu sehen.

Vor ungefähr vier Jahren habe ich mir in den Kopf gesetzt, einmal nach Brasilien zu reisen und dieser Traum soll jetzt endlich wahr werden, nämlich in Form eines Freiwilligendienstes in Porto Alegre.

Mein Wunsch ist es, einen bestmöglichen Eindruck des Landes und der Kultur zu erhalten sowie auch mit meinen Fähigkeiten etwas weiterzugeben.

Ich werde in einer Gastfamilie leben und im Projekt CESMAR arbeiten, eine Ganztagesstätte für Kinder und Jugendliche von drei bis 19 Jahren aus eher sozial schwachen und ärmeren Verhältnissen. Dort werde ich voraussichtlich im Englischunterricht und bei verschiedenen Freizeitaktivitäten tätig sein.

Ziel dieser Einrichtung ist es, Kindern eine möglichst glückliche Kindheit in einem sicheren Umfeld zu gewährleisten sowie sie intellektuell zu fördern.

Die Organisation welche mich entsendet heißt „Icja Freiwilligenaustausch weltweit e.v.“. Sie ist weltweit vernetzt und bietet Jugendlichen und Erwachsenen fast überall die Möglichkeit einen Lern- und Freiwilligendienst anzutreten.

Ich bin mir sicher, dass viele neue Eindrücke auf mich warten werden und da ich diese gerne mit euch teilen würde, würde ich mich freuen wenn ihr mich während des nächsten Jahres hier auf meinem Blog mit begleiten würdet.

Montag, 30. November 2015

Ein Lebenszeichen

Baahh faz muito tempo!! Lang ist es her und ich melde mich endlich zurück! Mehr als ein Viertel meiner Zeit bin ich nun schon hier und mir kommt es vor, als hätte ich nur einmal mit den Augen geblinzelt. Es ist wirklich verrückt, wie die Zeit davon gleitet, aber das liegt wohl an den vielen verschiedenen Eindrücken, die jeden Tag auf mich zukommen und an der Tatsache, dass kein Tag vergeht, ohne das ich nicht etwas vorhabe.
Was hat sich also so in den letzten Wochen ereignet? Ich war auf einer Art Seminar mit meinen gesamten Arbeitskollegen, auf dem brasilianischen Oktoberfest, in Gramado, einer "deutschen" Stadt hier in der Nähe und in Torres am Strand. Mal davon abgesehen, dass sich auch im Projekt viel getan hat.
Beginnen wir also mit diesem zweitägigen Seminar. Ich muss ehrlich sagen, dass es für mich teilweise etwas verstörend war, da dass Seminar sehr spirituell geprägt war, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass das CESMAR ein sehr christlich geprägtes Projekt ist und der Glaube an die Hilfe Gottes stark ausgeprägt ist. Jedem sei sein Glaube gestattet, dennoch habe ich hier die Erfahrung gemacht, dass viele alltägliche Probleme und Schwierigkeiten nicht angepackt werden um sie zu lösen und aus dem Weg zu räumen, sondern wirklich einzig darauf gehofft wird, dass einem die Last schon irgendwann von selbst abgenommen wird. Das dies aber nicht der Fall ist, wird klar deutlich wenn man Einblick in das Leben der Menschen bekommt, im Speziellen in das, der Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten.
Es herrscht manchmal also eine gewisse Mentalität, sich Dinge schön reden zu wollen. Auf der anderen Seite jedoch, gibt es auch sehr viele Überlebenskünstler, welche in einer Sache ihre Überzeugung finden und diese dann zu ihrem Leben machen. Mein JiuJitsu (brasilianischer Kampfsport) Lehrer ist zum Beispiel so jemand. Auch er hatte es nie einfach, lebt aber nun für das JiuJitsu. Das wiederum führt jedoch auch zu einer gewissen Spiritualität, da für ihn das JiuJitsu seine Rettung war (seine Ausdrucksweise). Somit schließt sich der Kreis dann doch wieder und man landet.... bei der Spiritualität.
Auf dem Seminar mit meinen Arbeitskollegen sollte es darum gehen, sich seiner eigenen Stärken, Schwächen und Ziele bewusst zu werde und diese vorallem zu reflektieren. Außerdem wurde über Verhaltensweisen der Menschen und ihre Bedeutungen gesprochen. Letzteres war wirklich interessant, da es auch auf die Arbeit mit den Kids selbst bezogen war. Dennoch wurde extrem viel geweint an diesem Wochenende, was für mich ein bisschen zu viel des Guten war.
Wo ich nun gerade die Kids angesprochen habe: Im Projekt läuft alles super und ich bin sehr glücklich mit meiner Zeit, die ich dort verbringe. Die Kids haben Spaß am Englischunterricht und auch die Englischarbeit zu dem von Stefan und mir unerrichteten Stoff im Colégio bei den Älteren ist bei den Meisten ziemlich gut gelaufen.
Ansonsten standen wie schon erwähnt, viele Events an in den letzten Wochen. Events mit Fußballspiel, Tanz und Gesang, bei denen auch ich endlich mal ein bisschen brasilianisches Samba gelernt habe, welches mit dem deutschen Samba, das bei uns in den Tanzschulen beigebracht wird, einfach überhaupt nichts zu tun hat. Bewundernswert ist auch, dass es fast jeder tanzen kann, das heißt, auch die kleinen Kids im Projekt kommen schon mit Schrittfolgen daher, bei denen mir erstmal die Augen aus dem Kopf fallen. Trotzdem habe ich mich laut Lehrer, der mir ein bisschen was beigebracht hat, doch gar nicht so schlecht angestellt, aber was mag das schon heißen :D.
Ganz typisch hier in Brasilien ist auch Capoeira. Was früher mal ein Kampf war, ist heute eine Art Ausdruckstanz/-kampf. Man kämpft praktisch gegeneinander ohne sich jedoch zu berühren. Das kann mit Stöcken sein, die man aneinderschlägt oder ohne irgendwelche Hilfsmittel. So sieht das dann aus:
Next Stop: Oktoberfest.
Hier in der Nähe von Porto Alegre gibt es eine kleine Stadt, die jedes Jahr angeblich deutsches Oktoberfest veranstaltet. Eine Art Bierzelt gab es schonmal, der restliche Verlauf war dann aber doch eher angepasst :D. Für das Oktoberfest hier finden sich organisierte Gruppen zusammen, die sich dann eine Art Schlachtruf ausdenken und die Straße bis zum Bierzelt langmarschieren. Dabei wird Chopp (Aussprache: Schoppi) getrunken, was gezapftes (nicht besonders gutes) Bier ist. Man kann sich das ganze Spektakel also mehr wie einen Fastnachtsumzug bei uns vorstellen. Alle loben dieses Oktoberfest in den Himmel, also mussten wir uns das natürlich anschauen gehen. Ich kann nur eins dazu sagen: Lustig wars.
Am Wochenende darauf, hat mich meine Gastfamilie dann mit nach Gramado genommen. Gramado ist eine kleinere Stadt drei Stunden von Porto Alegre entfernt, welche etwas höher gelegen ist und somit zu den wenigen Orten Brasiliens gehört, an denen es mit viel Glück auch mal schneit im Winter.
In Gramado spiegelt sich die deutsche Einwandererkultur hier im Süden Brasilien seit dem zweiten Weltkrieg wieder. Viele Fachwerkhäuser sind zum Beispiel auf eine Art des deutschen Einflusses zurückzuführen. Ansonsten unterscheidet sich Gramado insofern von anderen brasilianischen Städten, dass sie extrem sauber und gepflegt aussieht, etwas, was man sonst eher selten sieht. Besonders ist auch, dass Autos an Zebrastreifen tatsächlich anhalten wenn jemand die Straße überqueren möchte. Auch das ist in anderen Städten nun wirklich eher seltenst der Fall und dementsprechen das Erste, was einem erzählt wird, wenn es um Gramado geht. Schließlich ist es jeder gewöhnt, dass es auf den Straßen ziemlich rau zugeht. Eins muss man den Brasilianern aber lassen: Autofahren kann wirklich jeder! Muss man aber auch können, sonst ist die Chance, lebend aus dem Verkehr wieder herauszukommen eher niedrig...

Eine weitere Spezialität in Gramdo ist Fondue. Da wir uns jedoch in Brasilien befinden und der Verzehr von jeglichen Speisen nicht unbedingt immer etwas mit der normalen Nahrungsaufnahme zu tun hat, entscheidet man sich hier nicht für Fleisch-/Käse- ODER Schokoladenfondue, nein, man bekommt alle drei vorgesetzt. Mein Gastbruder und ich haben es uns also einmal gutgehen lassen. Ich glaube ich habe mich in meinem Leben noch nie so befüllt gefühlt (und ja, ich wähle diese Ausdrucksweise mit Abischt...), trotzdem war es wirklich wirklich gut!
Da das Wetter in Gramado leider nicht ganz so gut war, musste diesbezüglich noch ein anderes Programm her, also bin ich letztes Wochenende an den Strand nach Torres gefahren. Torres liegt an der Grenze von Rio Grande do Sul (der südlichste Bundesstaat in dem auch ich mich befinde) und Santa Catarina (der daran angrenzende Bundesstaat) und ist der erste schöne Strand Brasiliens vom Süden aus gesehen.
In dem Ort Torres direkt an der Grenze der beiden Bundesstaaten, welche durch einen Fluss getrennt werden, der ins Meer führt, gibt es eine Brücke über besagten Fluss, die einen in zwei Minuten nach Santa Catarina führt. Ich habe also endlich einen Fuß in einen anderen Bundesstaat gesetzt.





So, das war es nun ersteinmal wieder von meiner Seite. Ich genieße hier wirklich jede einzige Minute und egal ob positive oder negative Erfahrungen oder auch Erfahrungen oder Geschehnisse, die vorerst unverständlich sind... alle machen mich ein Stück reicher. Das mag komisch klingen und so fühlt es sich auch manchmal an, aber für mich ist es von großer Bedeutung.
Euch wünsche ich allen eine frohe Vorweihnachtszeit. Genießt die Gemütlichkeit und hoffentlich frohen Stunden.
Hier ist auch schon alles weihnachtlich geschmückt, für mich ist diese ganze Deko aber ziemlich fehl am Platz, schließlich kommt hier der Sommer (und das bedeutet unerträgliche Temperaturen...) und ich fühle mich wirklich nicht besonders weihnachtlich.... Ich bin deswegen auch sehr auf Weihnachten selbst gespannt. Wir werden sehen :-)




Mittwoch, 21. Oktober 2015

Montevideo und Angriff der "Queroqueros"

Bom dia todo mundo!
In letzter Zeit hatte alles mehr oder weniger seinen gewohnten Ablauf, deswegen gibt es nun erst nach etwas längerer Zeit wieder die Gelegenheit ausführlicher zu berichten.
Die letzten Wochen hat es hier in Porto Alegre extrem viel geregnet, was zu einigen Unangenehmlichkeiten in der Stadt geführt hat. Die Straßen verwandeln sich nämlich regelrecht in Flüsse und auch der Strom fällt in vielen Stadtteilen ständig aus. Als ich während einem heftigen Gewitter im Auto auf der Straße unterwegs war ist auch direkt hinter und eine Straßenlaterne "explodiert", weil es einen Kurzschluss gab. Auch im Projekt steht dann das Wasser auf dem Boden auf auf dem Fußballplatz könnte theoretisch Reis angeplanzt werden (wird hier in Brasilien sowieso non-stopp konsumiert :D). Das größte Problem besteht aber eigentlich darin, dass viele Häuser vor allem in den "Villas" (bezeichnung für Favela) nicht dicht sind und sich das Wasser im Haus ansammelt. Das muss aber nicht zwingend daran liegen, dass zum Beispiel das Dach undicht ist und es einfach hinein regnet, sondern es kann auch sein, dass das Haus einfach überschwemmt wird. Besonders betroffen sind die "Villas", die am Seeufer des "Lago Guaíba" und auf dessen Inseln liegen. Ich bin schon selbst daran vorbeigefahren und die Menschen dort müssen leider gezwungenermaßen ein Boot zum Nachbarn nehmen. Es gibt zwar auch Wohnräume, die diesen Menschen zustehen, jedoch ist es schwierig das eigene Haus ohne Schutz zurückzulassen, da die Wahrscheinlichkeit, dass das Haus in Abwesenheit ausgeraubt wird, doch sehr groß ist.
Zum Glück hat sich das Wetter langsam wieder beruhigt, trotzdem bin auch ich vor dem ganzen Regen geflohen und war somit für drei Tage in Montevideo/Uruguay über das letzte Wochenende. Ein weiterer schöner Stempel in meinem Reisepass der mir trotz kaltem Wind endlich blauen Himmer und Sonnenschein dort unten beschert hat. Auch wenn die Meerfarbe am Pier von Montevideo nicht ganz so einladend aussieht, ist es eine sehr schöne und entspannte Stadt mit vielen Palmen und kleinen, sehr hübsch eingerichteten Restaurants und Läden (die Inneneinrichtung vieler Orte dort hat es mir wirklich sehr angetan). Und wenn ich von Montevideo als eine entspannte Stadt rede, ist das wirklich so zu verstehen. Man sollte schließlich meinen, in der Hauptstadt des Landes sei Abends und auch am Wochenende viel los... So nicht in Montevideo. Die Straßen sind so gut wie leer. Die Menschen sind dann hauptsächlich im Shoppingzentrum anzutreffen, was grundsätzlich ein südamerikanisches Phänomen ist, denn Shoppingzentren haben hier irgendwie immer die größte Anziehungskraft.
Ich habe die drei Tage dort jedenfalls sehr genossen! Hier könnt ihr jetzt einige Fotos sehen, bevor es dann weitergeht:







Im Projekt ist soweit immer noch alles super, auch wenn es die letzten zwei Wochen nicht so oft zum Englischunterricht gekommen ist, da es oft anderweitig Programm gab, wie zum Beispiel die "Woche der Kinder" mit ausgeliehener Hüpfburg und so weiter.
Im Colégio für die Älteren hat aber immer alles gut geklappt und mir macht der Unterricht auch dort wirklich viel Spaß. Klar ist die Motivation der Schüler ziemlich tagesabhänging aber in den letzten zwei Wochen sind wir gut vorangekommen und ich habe selbst gemerkt, wie es mir immer leichter fällt vor der Klasse zu stehen, meine erste Fremdsprache (Englisch) auf meiner dritten Fremdsprache (Portugieisch) zu unterrichten. Klingt kompliziert? Klang es für mich am Anfang auch, ist jetzt jedoch leichter als gedacht, denn was das Portugiesisch angeht mache ich glücklicherweise und zu meinem eigenen Erstaunen schnell Fortschritte. Trotzdem ist diese Situation auch anderweitig ziemlich lustig, schließlich stehe ich mit meinen 18 Jahren vor einer Klasse,in der viele Schüler auch schon älter als 18 sind. Ernsthaft stören tut das niemanden, trotzdem muss ich mir ab und zu lustige Sticheleien anhören, dann das kann Schüler ja nicht einfach so auf sich sitzen lassen :D.
Den jüngeren Kids habe ich letztens deutsche Bonbons und Haribo mitgebracht, die haben sich vielleicht gefreut! Ich muss ja sagen, dass die Kids manchmal schon herzerwärmend sind.
Auf der anderen Seite manchmal aber auch schnell zu langweilen. Letztens wollte ich ihnen ein sportliches Spiel erklären, was sprachlich auch kein Problem war. Nachdem ich dann aber fertig war, wurde ich trotzdem eher verstört angeschaut und die Kids sind lieber Fußball spielen gegangen. Ich war danach logischerweise etwas perplex, wurde dann von dem Sportlehrer aber aufgeklärt, dass das völlig normal sei und viele dazu neigen würden, Neues ungern auszuprobieren. Ich werde es dementsprechend mit einer anderen Klasse nochmal versuchen, denn bis jetzt sind von mir ausgehende Aktivitäten immer gut angekommen. Den Kids fehlt es nur manchmal etwas an Geduld, aber das Problem habe ich ja selbst auch manchmal :D.
Als die Kids dann also angefangen haben Fußball zu spielen, kam es zur nächsten amüsanten Situation. Hier in Rio Grande do Sul gibt es einen Vogel namens "Queroquero", der ziemlich agressiv werden kann, wenn er sich bedroht fühlt. Dummerweise haben die Kids nicht bemerkt, dass sie sich mit ihrem Fußballspiel etwas zu nah an die besagte Spezie herangewagt haben, bis dann der erste Vogel im Sturzflug angeschossen kam. Den Kids ist nichts passiert aber der Sportlehrer und ich haben uns gut amüsiert. Die Versuche der Kids den Ball robbend von den Vögeln wegzubekommen war einfach zu lustig.
So, bis hierhin erstmal. Die nächsten Wochen sind nämlich auch schon wieder gut ausgeplant, ich werde natürlich berichten.
Ganz lieber Grüße ins kühle Deutschland!!

Sonntag, 4. Oktober 2015

Was ich denke.

Hey ihr Lieben, ich wollte euch mal wieder auf den neusten Stand der Dinge bringen. 
Wie nicht anders zu erwarten (ich habe schließlich noch nie etwas anderes von mir gegeben), geht es mir immer noch richtig gut hier. Letztens habe ich mit meiner besten Freundin gesprochen, die ebenfalls gerade einen einjährigen Freiwilligendienst in Peru leistet und sie hat gesagt, dass sie schon nach wenigen Tagen das Gefühl hatte, voll und ganz angekommen zu sein. Ich kann nur bestätigen, dass sie vollkommen Recht hat, da es mir ganz genauso ging. 
Auch wenn die Lebensverhältnisse doch anders sind und vieles nicht dem gewohnten deutschen Standard entspricht, fühle ich mich keineswegs fehl am Platz. Schließlich ist der Standard Deutschlands hier nicht maßgebend. 
Oft werde ich gefragt, was denn der größte Unterschied zwischen Deutschland und Brasilien sei und meinte Antwort ist die Art und Weise wie sich Menschen begegnen und kennen lernen, nämlich mit einer unglaublich Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die zwar in Deutschland auch existieren kann, aber meines Erachtens nicht in diesem Maße. Ich weiß, dass klingt schwer nach Klichee, aber es handelt sich dennoch um meine tatsächliche Erfahrung und Wahrnehmung hier. 

Gestern wurden Stefan (der andere deutsche Freiwillige in meinem Projekt) und ich Ich zum Kaffee mit anderen Freiwilligen aus Brasilien bei uns im Projekt eingeladen und es ging darum, was wir mit ins Projekt bringen um es weiterzugeben und auch was wir von unserem Freiwilligendienst mitnehmen. 
Für Stefan und mich ist das in erster Weise der Englischunterricht, da wir der Meinung sind, dass Sprachen neue Türen öffnen und das genau das ist, was die Kids dort brauchen. Erschreckenderweise ist die Einstellung, dass sich die Lebensverhältnisse sowieso nie ändern werden, bei vielen stark vertreten. Die Aussicht auf Perspektiven und Ziele im Leben auf der Basis einer sichereren Kindheit mit einigen Prinzipien wie gegenseitigem Respekt und Teamgeist, bildet das Grundgerüst des Projekts CESMAR. 
Um dazu beizutragen reicht es aber manchmal auch einfach, sich die Zeit zu nehmen um einem Kind einfach zuzuhören, wenn es über sein Leben erzählt, gerade, weil es oftmals keine schönen Geschichten sind. Was mich zum Beispiel extrem erstaunt ist die Tatsache, dass schon die Jüngeren Kids mit beispielsweise acht Jahren vom Todesfall ihres großen Bruder erzählen, als wäre es sehr wohl traurig gewesen aber irgendwie auch normal, dass sowas passiert. Respekt an die Kids meinerseits, dass sie so gut damit umgehen können bzw. müssen. 
Mir gibt das Einblick in ein ganz anderes Leben und hilft, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Etwas, was ich sehr zu schätzen weiß, gerade weil es einen auch sehr nachdenklich macht. Ich bin einfach unglaublich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen darf.
So, das war jetzt einmal ein kleiner Einblick in meine Gedanken. Liebste Grüße aus dem endlich sonnigen Porto Alegre und denkt daran, euch bei Fragen immer an mich zu wenden. 


Dienstag, 15. September 2015

Andere Länder, andere Sitten und die Canyons bei Cambará do Sul

Es ist endlich wieder soweit und der nächste Blogeintrag folgt. Da ich jetzt schon seit mehr als einem Monat hier bin (die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen), gibt es doch einiges über die Eigenheiten der Brasilianer hier im Süden und meine Erfahrungen zu berichten.
Ersteres gilt natürlich nicht für jedermann, doch grundsätzlich ist hier wirklich fast jeder und alles "tudo tranquilo" ("alles locker/easy"), außer es geht um die Sicherheit und die Politik des Landes. Dann ist Brasilien plötzlich "ganz schlecht".
Viele richtige Pläne existieren grundsätzlich nicht. Vor allem in meinem Projekt kommt es nicht selten vor, dass zum Beispiel eine wichtige Versammlung oder Vorführung für alle stattfinden soll, von der aber bis zehn Minuten vorher niemand irgendetwas weiß. Auch die Vorführung der dafür zuständigen Klasse ist meistens bis kurz vorher nicht ernst zu nehmen, weil die Kids einfach immer rumalbern (auch wenn das ziemlich amüsant sein kann). Interessanterweise ist das jedoch gar nicht so schlimm, da man es dann doch irgendwie hinbekommt, dass sich die vorführende Klasse zusammenreißt und sich schlussendlich alle versammelt haben.
Für mich ist das interessant zu beobachten, da sowas in Deutschland kaum so stattfinden würde, aber solange alles schlussendlich so funktioniert, wie die Leute es sich ursprünglich vorstellen, ist wirklich alles "tudo tranquilo".
Funktioniert es schlussendlich jedoch nicht, braucht man einfach seeeeeehr viel Geduld. Das bezieht sich vor alles auf den Verkehr oder die Wartezeiten bei jeglichem Service. Auch wenn das manchmal sehr nervenaufreibend ist, tut es mir vielleicht ganz gut, mich auf die harte Tour in Geduld zu üben.
Es gibt jedoch noch weitere lustige Anekdoten. Irgendwie haben manche Brasilianer das Talent, Dinge so zu reparieren oder herzustellen, dass sie schon nach zwei Wochen kaputt gehen. Im Projekt beispielsweise gibt es einen neuen Sportplatz, auf welchem alle Markierungen für die verschiedenen Sportarten aufgemalt wurden. Nach dem nächsten Regen waren sie aber sofort komplett weggewaschen. Also hat die ganze Prozedur von vorne angefangen. Beim zweiten Mal war die Farbe jedoch so glatt, dass jeder darauf ausgerutscht ist. Ich bin also sehr gespannt, wie langlebig der dritte Versuch wohl sein wird :D.
Weiter gehts mit der nächsten Geschichte: Letzte Woche hat einer der Sportlehrer mit seiner Klasse einen Film über das Problem der Fettleibigkeit hier in Brasilien gezeigt, welches auch schon bei vielen Kindern sichtbar ist. Der Film an sich war super informativ und ich hatte auch das Gefühl, dass die Kids am Ende der Stunde wirklich etwas davon mitgenommen haben. Trotzdem gab es wären dem Film Popcorn und Guaraná (ein unglaublich gesüßtes und unnatürlich schmeckendes Getränk)... Widerspruch?!
Eine weitere Sache, die mich auch sehr fasziniert hat: Man kann hier wirklich alles (und damit meine ich ALLES) in Raten bezahlen. Selbst Preise von umgerechnet fünf Euro kann man in Zehnerraten bezahlen, also zehn mal zwei Reais.
Ihr merkt schon, es gibt unendlich viele Geschichten zum Besten zu geben und alle sind auf ihre Weise amüsant. Ihr dürft das jedoch nicht falsch verstehen, denn mich nerven diese Dinge nicht, sondern sind für mich einfach gut mit Humor zu nehmen, es heißt schließlich nicht umsonst "andere Länder, andere Sitten".

Ansonsten habe ich nun mit dem anderen Freiwilligen aus Deutschland endlich mit den Englischstunden im Projekt angefangen und es macht mir super viel Spaß, trotz der Tatsache, dass es sehr mühsam ist, da man komplett von null anfangen muss und die Konzentration vor allem bei den Jüngeren eher begrenzt ist. Trotzdem lernen viele relativ schnell, solange man den Inhalt in Spiele und interessante Aufgaben verpackt.
Da wir den Unterricht alleine vorbereiten (die Lehrer dort sprechen selbst kein Englisch) haben wir alle Freiheiten, was mir ziemlich nahe liegt.
Ein bisschen anders sieht das im Colégio (Schule für die Älteren ab 16 Jahren mit richtigem Unterricht und Schulabschluss) aus. Dort gibt es einen Lehrplan,an den man sich halten muss. Trotzdem können Stefan (der andere Deutsch) und ich uns selbst Aufgaben zum Thema heraussuchen und die Stunden vorbereiten.
Tudo tranquilo also, denn von meiner Seite gibt es nichts auszusetzen.

Außerdem war ich letztes Wochenende mit meiner Gastfamilie in Cambará do Sul, einem kleineren Ort drei Autostunden von Porto Alegre entfernt. Zu bestaunen gibt es dort mehrere Canyons und Wasserfälle. Ich füge euch einfach mal ein paar Fotos hinzu :)



Sonntag, 30. August 2015



                                                           Chimarrao

Die ersten Wochen im Projekt

Meine ersten zwei Wochen in meinem Projekt CESMAR sind vorüber und ich finde endlich die Zeit, darüber zu berichten!
Das Projekt liegt in einer Favela (hier "Villa" genannt und ist weniger abwertend gemeint) und ist ziemlich riesig, da es Platz für mehrere hundert Kinder und Jugendliche bietet. Die Älteren (ca. 15 bis 18 Jahre) haben normal Unterricht, wobei die Unterrichtsstunden für die Jüngeren weit mehr spielerisch geprägt ist.
In den letzten und für mich ersten zwei Wochen dort, habe ich einfach verschiedenste Lehrer und ihre Gruppen begleitet, um einen guten Überblick zu bekommen. Von Theater, über Musik und Tanz sowie jegliche Sportarten wird alles angeboten.
Sowie von den Lehren als auch von den ganze Kids wurde ich super herzlich empfangen und aufgenommen, bzw. von "Beijos" und "Abracos" (Küsschen und Umarmungen) überhäuft, um es besser auszudrücken. Sehr typisch und meiner Meinung nach sehr sympatisch. Außerdem wurde ich von Anfang an "Sora" (Abkürzung von Professora) genannt, was mich persönlich sehr gewundert hat, da ich ja nunmal nicht wirklich eine Lehrerin bin, aber auch das ist normal und die Kinder bringen damit freiwillig zum Ausdruck, dass ich irgendwie über ihnen stehe. Vor allem dieser Punkt ist aus meiner Perspektive relativ lustig, aber auch interessant. Ich sehe mich nämlich noch nicht unbedingt in der Position einer Respektperson, vor allem, weil ich den Kids in ihrer Sprache noch nicht besonders gut sagen kann, wo es langgeht, wenn es mal wieder drunter und drüber geht. Interessanterweise reicht jedoch manchmal nur ein böser Blick und die einfachen Worte "Hör auf!" meinerseits.
Generell sind die Kids einfach super, hilfsbereit, wenn ich etwas nicht weiß oder finde und sehr geduldig, wenn ich länger brauche, bis ich mich endlich ausgedrückt habe oder verstanden habe, was eins der Kids überhaupt von mir möchte. Gerade am Anfang habe ich vor allem die Kleineren so gut wie gar nicht verstanden, weil sie nicht besonders deutlich sprechen. Zum Glück reicht es den meisten, wenn man ihnen ein Küsschen auf die Backe drückt oder sie einfach an die Hand nimmt. In diesem Punkt streiten sich die Kids sogar, nämlich um meine Hand.
In meiner zweiten Woche war ich dann aber ganz erstaunt, als ich die Kids plötzlich besser verstanden habe, was aber auch daran liegen könnte, dass sie anfangs immer die gleichen Fragen stellen und ich darauf langsam vorbereitet bin: Wo ich her komme, wo ich hier wohne, welche Sprachen ich spreche und ob ich einen Freund habe.
In der ersten Woche gab es noch nicht so viel zu tun, da das Projekt eine Talentshow für alle organisiert hat, und die Show den größten Teil des Tages eingenommen hat, auf der anderen Seite aber die Möglichkeit geboten hat, die Kids etwas besser kennen zu lernen.
In der zweiten Woche habe ich dann am häufigsten den Sportlehrer Flávio begleitet. Er ist super nett und hat mir alles erklärt, was ich so wissen muss. Außerdem habe ich dann am Ende der Woche unser altbekanntes Spiel "Völkerball" eingeführt. Als ich es die ersten Male erklärt habe, war ich extrem nervös wegen meinem Portugiesisch und vor allem meiner Aussprache, aber mit etwas Hilfe von Flávio (der mich zum Glück auf Anhieb verstanden hat) haben die Kids es verstanden und waren sogar total begeistert.
Für die kommende Woche habe ich deswegen schon weitere Ideen gesammelt und bin gespannt, ob ich sie mit den Kids umsetzen kann.
Soviel wohl erstmal zum Projekt, wo es mir wirklich richtig gut gefällt!
Nächstes Wochenende steh ein Trip zu den Canyons in Gramado an. Dementsprechend werde ich nächste Woche darüber berichten und auch mehr zu Porto Alegre selbst schreiben.
Beijos!

Mittwoch, 12. August 2015

erste Eindrücke

Oi!
Vor fünf Tagen bin ich endlich in Porto Alegre gelandet und wurde sofort mit dem "schönsten Sonnenuntergang der Welt" begrüßt (man erzählt hier besser niemandem, dass es anderswo mindestens genauso schöne Sonnenuntergänge gibt, wobei ich zugeben muss, dass er wirklich wunderschön ist). Porto Alegre ist nämlich offiziell berühmt für seinen Sonnenuntergang.
Die ersten zwei Tage habe ich dann mit den anderen drei Freiwilligen (zwei aus Finnland und eine aus Frankreich) bei dem Vorsitzenden der Partnerorganisation ICYE/ABIC vor Ort verbracht, wo wir sofort mit typischen Gerichten, Snacks und Gewohnheiten aus Rio Grande do Sul (südlichster Bundesstaat in Brasilien, Hauptstadt: Porto Alegre) überhäuft worden sind. Allem voran mit Umarmungen und Küsschen, was meiner Meinung nach unglaublich sympatisch ist und dazu führt, dass man sich sofort aufgenommen fühlt. Grundsätzlich ist die ausgeprägte Herzlichkeit etwas, von der sich manch andere Kulturen eine Scheibe abschneiden könnten.
Das erste, was wir also vorgesetzt bekommen haben, war Chimarrao (sobald ich mal ein Foto gemacht habe, wird das sofort folgen). Chimarrao ist Matetee, wird aber ganz anders getrunken als Tee bei uns. Es gibt keinen Teebeutel sondern loses Pulver und getrunken wird dann aus einem "Strohhalm" mit Filter aus Silber. Jedenfalls ist dieses Zeug extrem gesund und schmeckt nicht nur gut (ist wahrscheinlich trotzdem nicht jedermanns Sache), sondern hilft auch noch wunderbar bei der Ernährungsumstellung. Die Brasilianer essen nämlich extrem viel Fleisch und selbst "viel" ist noch untertrieben, was mich auch zu meinem nächsten Punkt bringt: Churrasco.
Churrasco ist theoretisch Barbecue, aber mit einer übertrieben Menge an Fleisch, welches auf riesigen Spießen gegrillt wird.

So, genug vom Essen geredet! Mittlerweile wohne ich nun schon bei meiner Gastfamilie, die super nett und verständnisvoll gegenüber meinen Sprachschwierigkeiten ist. An den verwirrten Blick meinerseits, wenn ich mal wieder etwas nicht verstanden habe, haben sie sich mittlerweile wohl schon gewöhnt... Und trotzdem wird es jeden Tag langsam etwas besser und einfacher.
Außerdem ist die Sprachbarriere nicht unbedingt schlimm, sondern kann auch ganz schön lustig sein, wenn man mal wieder versucht, sich mit Händen und Füßen zu verständigen oder wenn meine Gastmama den ganzen Kühlschrank ausräumt, nur um mir visuell die Namen jeglicher Lebensmittel beizubringen.
Wo es dann jedoch erst richtig lustig wird, ist bei der Aussprache. Einige Wörter werden extrem ähnlich ausgesprochen, bedeuten aber sehr unterschiedliche Sachen und wenn der Verkehr auf der Straße dann zum Drogendeal wird, kann das schon mal unglaubliche Blicke hervorrufen...
Ansonsten gab es die letzten Tage viel zu organisieren (Registrierung beim Police Federal Department, Anmeldung für Portugiesischkurse, etc.), weswegen ich auch erst nächste Woche anfange, in meinem Projekt zu arbeiten. Da ich bis jetzt sehr viel Gutes über CESMAR gehört habe, bin ich schon wirklich sehr gespannt!
Bis dann also!

Dienstag, 4. August 2015

Nervosität und Vorfreude

Jetzt ist es doch tatsächlich bald soweit! Die letzten Tage und Wochen sind wie im Flug vergangen und in vier Tagen geht es nun endlich los.
Wie ich gefühlstechnisch zu der ganzen Sache stehe, kann ich ehrlich gesagt gar nicht so genau in Worte fassen. Mal ist es die riesige Vorfreude, die einen überrollt und mal sind es unglaubliche Aufgeregtheit und Nervosität. Eigentlich kein Wunder, schließlich ist Brasilien für mich ein ganz neues Land mit neuen Menschen und einer anderen Kultur, aber das ist es eigentlich nicht, was mich nervös macht. Schließlich bin ich prinzipiell ein Mensch, der gerne mit offenen Armen in die Welt hinaus geht um Neues kennen zu lernen. Es ist wohl eher die Sprache, die dafür sorgt, dass ich nicht nur gelassen an mein bevorstehendes Abenteuer denken kann. Und trotzdem freue ich mich auch darauf, diese neue Herausforderung anzunehmen und Portugiesisch zu lernen.
Vor ein paar Tagen wurde mir nun auch meine Gastfamilie mitgeteilt, mit welcher ich auch gleich in Kontakt getreten bin. Alle Familienmitglieder (Mutter, Vater, Gastbruder (22) und Gastschwester (26)) machen einen sehr liebenswerten und sympatischen Eindruck und scheinen sich wirklich zu freuen, jemanden in ihrer Familie aufzunehmen, was mir dann doch etwas die Nervosität genommen hat.
So, bevor ich es jetzt noch weiter vor mir mir herschiebe, werde ich endlich einmal anfangen, meinen Koffer zu packen (obwohl ich immer noch nicht so genau weiß, wie man am Besten für ein ganzes Jahr packen soll...), denn das ist wohl das Letzte, was jetzt noch erledigt werden muss.
Ich bin wirklich gespannt, was mich alles erwarten wird, denn das nächste Mal melde ich mich dann endlich aus Porto Alegre!