Über mich und mein Vorhaben

Das bin ich: Fabienne Ufert, 18 Jahre alt, und drauf und dran nach dem Abi erst einmal etwas von der Welt zu sehen.

Vor ungefähr vier Jahren habe ich mir in den Kopf gesetzt, einmal nach Brasilien zu reisen und dieser Traum soll jetzt endlich wahr werden, nämlich in Form eines Freiwilligendienstes in Porto Alegre.

Mein Wunsch ist es, einen bestmöglichen Eindruck des Landes und der Kultur zu erhalten sowie auch mit meinen Fähigkeiten etwas weiterzugeben.

Ich werde in einer Gastfamilie leben und im Projekt CESMAR arbeiten, eine Ganztagesstätte für Kinder und Jugendliche von drei bis 19 Jahren aus eher sozial schwachen und ärmeren Verhältnissen. Dort werde ich voraussichtlich im Englischunterricht und bei verschiedenen Freizeitaktivitäten tätig sein.

Ziel dieser Einrichtung ist es, Kindern eine möglichst glückliche Kindheit in einem sicheren Umfeld zu gewährleisten sowie sie intellektuell zu fördern.

Die Organisation welche mich entsendet heißt „Icja Freiwilligenaustausch weltweit e.v.“. Sie ist weltweit vernetzt und bietet Jugendlichen und Erwachsenen fast überall die Möglichkeit einen Lern- und Freiwilligendienst anzutreten.

Ich bin mir sicher, dass viele neue Eindrücke auf mich warten werden und da ich diese gerne mit euch teilen würde, würde ich mich freuen wenn ihr mich während des nächsten Jahres hier auf meinem Blog mit begleiten würdet.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Montevideo und Angriff der "Queroqueros"

Bom dia todo mundo!
In letzter Zeit hatte alles mehr oder weniger seinen gewohnten Ablauf, deswegen gibt es nun erst nach etwas längerer Zeit wieder die Gelegenheit ausführlicher zu berichten.
Die letzten Wochen hat es hier in Porto Alegre extrem viel geregnet, was zu einigen Unangenehmlichkeiten in der Stadt geführt hat. Die Straßen verwandeln sich nämlich regelrecht in Flüsse und auch der Strom fällt in vielen Stadtteilen ständig aus. Als ich während einem heftigen Gewitter im Auto auf der Straße unterwegs war ist auch direkt hinter und eine Straßenlaterne "explodiert", weil es einen Kurzschluss gab. Auch im Projekt steht dann das Wasser auf dem Boden auf auf dem Fußballplatz könnte theoretisch Reis angeplanzt werden (wird hier in Brasilien sowieso non-stopp konsumiert :D). Das größte Problem besteht aber eigentlich darin, dass viele Häuser vor allem in den "Villas" (bezeichnung für Favela) nicht dicht sind und sich das Wasser im Haus ansammelt. Das muss aber nicht zwingend daran liegen, dass zum Beispiel das Dach undicht ist und es einfach hinein regnet, sondern es kann auch sein, dass das Haus einfach überschwemmt wird. Besonders betroffen sind die "Villas", die am Seeufer des "Lago Guaíba" und auf dessen Inseln liegen. Ich bin schon selbst daran vorbeigefahren und die Menschen dort müssen leider gezwungenermaßen ein Boot zum Nachbarn nehmen. Es gibt zwar auch Wohnräume, die diesen Menschen zustehen, jedoch ist es schwierig das eigene Haus ohne Schutz zurückzulassen, da die Wahrscheinlichkeit, dass das Haus in Abwesenheit ausgeraubt wird, doch sehr groß ist.
Zum Glück hat sich das Wetter langsam wieder beruhigt, trotzdem bin auch ich vor dem ganzen Regen geflohen und war somit für drei Tage in Montevideo/Uruguay über das letzte Wochenende. Ein weiterer schöner Stempel in meinem Reisepass der mir trotz kaltem Wind endlich blauen Himmer und Sonnenschein dort unten beschert hat. Auch wenn die Meerfarbe am Pier von Montevideo nicht ganz so einladend aussieht, ist es eine sehr schöne und entspannte Stadt mit vielen Palmen und kleinen, sehr hübsch eingerichteten Restaurants und Läden (die Inneneinrichtung vieler Orte dort hat es mir wirklich sehr angetan). Und wenn ich von Montevideo als eine entspannte Stadt rede, ist das wirklich so zu verstehen. Man sollte schließlich meinen, in der Hauptstadt des Landes sei Abends und auch am Wochenende viel los... So nicht in Montevideo. Die Straßen sind so gut wie leer. Die Menschen sind dann hauptsächlich im Shoppingzentrum anzutreffen, was grundsätzlich ein südamerikanisches Phänomen ist, denn Shoppingzentren haben hier irgendwie immer die größte Anziehungskraft.
Ich habe die drei Tage dort jedenfalls sehr genossen! Hier könnt ihr jetzt einige Fotos sehen, bevor es dann weitergeht:







Im Projekt ist soweit immer noch alles super, auch wenn es die letzten zwei Wochen nicht so oft zum Englischunterricht gekommen ist, da es oft anderweitig Programm gab, wie zum Beispiel die "Woche der Kinder" mit ausgeliehener Hüpfburg und so weiter.
Im Colégio für die Älteren hat aber immer alles gut geklappt und mir macht der Unterricht auch dort wirklich viel Spaß. Klar ist die Motivation der Schüler ziemlich tagesabhänging aber in den letzten zwei Wochen sind wir gut vorangekommen und ich habe selbst gemerkt, wie es mir immer leichter fällt vor der Klasse zu stehen, meine erste Fremdsprache (Englisch) auf meiner dritten Fremdsprache (Portugieisch) zu unterrichten. Klingt kompliziert? Klang es für mich am Anfang auch, ist jetzt jedoch leichter als gedacht, denn was das Portugiesisch angeht mache ich glücklicherweise und zu meinem eigenen Erstaunen schnell Fortschritte. Trotzdem ist diese Situation auch anderweitig ziemlich lustig, schließlich stehe ich mit meinen 18 Jahren vor einer Klasse,in der viele Schüler auch schon älter als 18 sind. Ernsthaft stören tut das niemanden, trotzdem muss ich mir ab und zu lustige Sticheleien anhören, dann das kann Schüler ja nicht einfach so auf sich sitzen lassen :D.
Den jüngeren Kids habe ich letztens deutsche Bonbons und Haribo mitgebracht, die haben sich vielleicht gefreut! Ich muss ja sagen, dass die Kids manchmal schon herzerwärmend sind.
Auf der anderen Seite manchmal aber auch schnell zu langweilen. Letztens wollte ich ihnen ein sportliches Spiel erklären, was sprachlich auch kein Problem war. Nachdem ich dann aber fertig war, wurde ich trotzdem eher verstört angeschaut und die Kids sind lieber Fußball spielen gegangen. Ich war danach logischerweise etwas perplex, wurde dann von dem Sportlehrer aber aufgeklärt, dass das völlig normal sei und viele dazu neigen würden, Neues ungern auszuprobieren. Ich werde es dementsprechend mit einer anderen Klasse nochmal versuchen, denn bis jetzt sind von mir ausgehende Aktivitäten immer gut angekommen. Den Kids fehlt es nur manchmal etwas an Geduld, aber das Problem habe ich ja selbst auch manchmal :D.
Als die Kids dann also angefangen haben Fußball zu spielen, kam es zur nächsten amüsanten Situation. Hier in Rio Grande do Sul gibt es einen Vogel namens "Queroquero", der ziemlich agressiv werden kann, wenn er sich bedroht fühlt. Dummerweise haben die Kids nicht bemerkt, dass sie sich mit ihrem Fußballspiel etwas zu nah an die besagte Spezie herangewagt haben, bis dann der erste Vogel im Sturzflug angeschossen kam. Den Kids ist nichts passiert aber der Sportlehrer und ich haben uns gut amüsiert. Die Versuche der Kids den Ball robbend von den Vögeln wegzubekommen war einfach zu lustig.
So, bis hierhin erstmal. Die nächsten Wochen sind nämlich auch schon wieder gut ausgeplant, ich werde natürlich berichten.
Ganz lieber Grüße ins kühle Deutschland!!

Sonntag, 4. Oktober 2015

Was ich denke.

Hey ihr Lieben, ich wollte euch mal wieder auf den neusten Stand der Dinge bringen. 
Wie nicht anders zu erwarten (ich habe schließlich noch nie etwas anderes von mir gegeben), geht es mir immer noch richtig gut hier. Letztens habe ich mit meiner besten Freundin gesprochen, die ebenfalls gerade einen einjährigen Freiwilligendienst in Peru leistet und sie hat gesagt, dass sie schon nach wenigen Tagen das Gefühl hatte, voll und ganz angekommen zu sein. Ich kann nur bestätigen, dass sie vollkommen Recht hat, da es mir ganz genauso ging. 
Auch wenn die Lebensverhältnisse doch anders sind und vieles nicht dem gewohnten deutschen Standard entspricht, fühle ich mich keineswegs fehl am Platz. Schließlich ist der Standard Deutschlands hier nicht maßgebend. 
Oft werde ich gefragt, was denn der größte Unterschied zwischen Deutschland und Brasilien sei und meinte Antwort ist die Art und Weise wie sich Menschen begegnen und kennen lernen, nämlich mit einer unglaublich Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die zwar in Deutschland auch existieren kann, aber meines Erachtens nicht in diesem Maße. Ich weiß, dass klingt schwer nach Klichee, aber es handelt sich dennoch um meine tatsächliche Erfahrung und Wahrnehmung hier. 

Gestern wurden Stefan (der andere deutsche Freiwillige in meinem Projekt) und ich Ich zum Kaffee mit anderen Freiwilligen aus Brasilien bei uns im Projekt eingeladen und es ging darum, was wir mit ins Projekt bringen um es weiterzugeben und auch was wir von unserem Freiwilligendienst mitnehmen. 
Für Stefan und mich ist das in erster Weise der Englischunterricht, da wir der Meinung sind, dass Sprachen neue Türen öffnen und das genau das ist, was die Kids dort brauchen. Erschreckenderweise ist die Einstellung, dass sich die Lebensverhältnisse sowieso nie ändern werden, bei vielen stark vertreten. Die Aussicht auf Perspektiven und Ziele im Leben auf der Basis einer sichereren Kindheit mit einigen Prinzipien wie gegenseitigem Respekt und Teamgeist, bildet das Grundgerüst des Projekts CESMAR. 
Um dazu beizutragen reicht es aber manchmal auch einfach, sich die Zeit zu nehmen um einem Kind einfach zuzuhören, wenn es über sein Leben erzählt, gerade, weil es oftmals keine schönen Geschichten sind. Was mich zum Beispiel extrem erstaunt ist die Tatsache, dass schon die Jüngeren Kids mit beispielsweise acht Jahren vom Todesfall ihres großen Bruder erzählen, als wäre es sehr wohl traurig gewesen aber irgendwie auch normal, dass sowas passiert. Respekt an die Kids meinerseits, dass sie so gut damit umgehen können bzw. müssen. 
Mir gibt das Einblick in ein ganz anderes Leben und hilft, einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Etwas, was ich sehr zu schätzen weiß, gerade weil es einen auch sehr nachdenklich macht. Ich bin einfach unglaublich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen darf.
So, das war jetzt einmal ein kleiner Einblick in meine Gedanken. Liebste Grüße aus dem endlich sonnigen Porto Alegre und denkt daran, euch bei Fragen immer an mich zu wenden.