Über mich und mein Vorhaben

Das bin ich: Fabienne Ufert, 18 Jahre alt, und drauf und dran nach dem Abi erst einmal etwas von der Welt zu sehen.

Vor ungefähr vier Jahren habe ich mir in den Kopf gesetzt, einmal nach Brasilien zu reisen und dieser Traum soll jetzt endlich wahr werden, nämlich in Form eines Freiwilligendienstes in Porto Alegre.

Mein Wunsch ist es, einen bestmöglichen Eindruck des Landes und der Kultur zu erhalten sowie auch mit meinen Fähigkeiten etwas weiterzugeben.

Ich werde in einer Gastfamilie leben und im Projekt CESMAR arbeiten, eine Ganztagesstätte für Kinder und Jugendliche von drei bis 19 Jahren aus eher sozial schwachen und ärmeren Verhältnissen. Dort werde ich voraussichtlich im Englischunterricht und bei verschiedenen Freizeitaktivitäten tätig sein.

Ziel dieser Einrichtung ist es, Kindern eine möglichst glückliche Kindheit in einem sicheren Umfeld zu gewährleisten sowie sie intellektuell zu fördern.

Die Organisation welche mich entsendet heißt „Icja Freiwilligenaustausch weltweit e.v.“. Sie ist weltweit vernetzt und bietet Jugendlichen und Erwachsenen fast überall die Möglichkeit einen Lern- und Freiwilligendienst anzutreten.

Ich bin mir sicher, dass viele neue Eindrücke auf mich warten werden und da ich diese gerne mit euch teilen würde, würde ich mich freuen wenn ihr mich während des nächsten Jahres hier auf meinem Blog mit begleiten würdet.

Montag, 30. November 2015

Ein Lebenszeichen

Baahh faz muito tempo!! Lang ist es her und ich melde mich endlich zurück! Mehr als ein Viertel meiner Zeit bin ich nun schon hier und mir kommt es vor, als hätte ich nur einmal mit den Augen geblinzelt. Es ist wirklich verrückt, wie die Zeit davon gleitet, aber das liegt wohl an den vielen verschiedenen Eindrücken, die jeden Tag auf mich zukommen und an der Tatsache, dass kein Tag vergeht, ohne das ich nicht etwas vorhabe.
Was hat sich also so in den letzten Wochen ereignet? Ich war auf einer Art Seminar mit meinen gesamten Arbeitskollegen, auf dem brasilianischen Oktoberfest, in Gramado, einer "deutschen" Stadt hier in der Nähe und in Torres am Strand. Mal davon abgesehen, dass sich auch im Projekt viel getan hat.
Beginnen wir also mit diesem zweitägigen Seminar. Ich muss ehrlich sagen, dass es für mich teilweise etwas verstörend war, da dass Seminar sehr spirituell geprägt war, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, dass das CESMAR ein sehr christlich geprägtes Projekt ist und der Glaube an die Hilfe Gottes stark ausgeprägt ist. Jedem sei sein Glaube gestattet, dennoch habe ich hier die Erfahrung gemacht, dass viele alltägliche Probleme und Schwierigkeiten nicht angepackt werden um sie zu lösen und aus dem Weg zu räumen, sondern wirklich einzig darauf gehofft wird, dass einem die Last schon irgendwann von selbst abgenommen wird. Das dies aber nicht der Fall ist, wird klar deutlich wenn man Einblick in das Leben der Menschen bekommt, im Speziellen in das, der Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten.
Es herrscht manchmal also eine gewisse Mentalität, sich Dinge schön reden zu wollen. Auf der anderen Seite jedoch, gibt es auch sehr viele Überlebenskünstler, welche in einer Sache ihre Überzeugung finden und diese dann zu ihrem Leben machen. Mein JiuJitsu (brasilianischer Kampfsport) Lehrer ist zum Beispiel so jemand. Auch er hatte es nie einfach, lebt aber nun für das JiuJitsu. Das wiederum führt jedoch auch zu einer gewissen Spiritualität, da für ihn das JiuJitsu seine Rettung war (seine Ausdrucksweise). Somit schließt sich der Kreis dann doch wieder und man landet.... bei der Spiritualität.
Auf dem Seminar mit meinen Arbeitskollegen sollte es darum gehen, sich seiner eigenen Stärken, Schwächen und Ziele bewusst zu werde und diese vorallem zu reflektieren. Außerdem wurde über Verhaltensweisen der Menschen und ihre Bedeutungen gesprochen. Letzteres war wirklich interessant, da es auch auf die Arbeit mit den Kids selbst bezogen war. Dennoch wurde extrem viel geweint an diesem Wochenende, was für mich ein bisschen zu viel des Guten war.
Wo ich nun gerade die Kids angesprochen habe: Im Projekt läuft alles super und ich bin sehr glücklich mit meiner Zeit, die ich dort verbringe. Die Kids haben Spaß am Englischunterricht und auch die Englischarbeit zu dem von Stefan und mir unerrichteten Stoff im Colégio bei den Älteren ist bei den Meisten ziemlich gut gelaufen.
Ansonsten standen wie schon erwähnt, viele Events an in den letzten Wochen. Events mit Fußballspiel, Tanz und Gesang, bei denen auch ich endlich mal ein bisschen brasilianisches Samba gelernt habe, welches mit dem deutschen Samba, das bei uns in den Tanzschulen beigebracht wird, einfach überhaupt nichts zu tun hat. Bewundernswert ist auch, dass es fast jeder tanzen kann, das heißt, auch die kleinen Kids im Projekt kommen schon mit Schrittfolgen daher, bei denen mir erstmal die Augen aus dem Kopf fallen. Trotzdem habe ich mich laut Lehrer, der mir ein bisschen was beigebracht hat, doch gar nicht so schlecht angestellt, aber was mag das schon heißen :D.
Ganz typisch hier in Brasilien ist auch Capoeira. Was früher mal ein Kampf war, ist heute eine Art Ausdruckstanz/-kampf. Man kämpft praktisch gegeneinander ohne sich jedoch zu berühren. Das kann mit Stöcken sein, die man aneinderschlägt oder ohne irgendwelche Hilfsmittel. So sieht das dann aus:
Next Stop: Oktoberfest.
Hier in der Nähe von Porto Alegre gibt es eine kleine Stadt, die jedes Jahr angeblich deutsches Oktoberfest veranstaltet. Eine Art Bierzelt gab es schonmal, der restliche Verlauf war dann aber doch eher angepasst :D. Für das Oktoberfest hier finden sich organisierte Gruppen zusammen, die sich dann eine Art Schlachtruf ausdenken und die Straße bis zum Bierzelt langmarschieren. Dabei wird Chopp (Aussprache: Schoppi) getrunken, was gezapftes (nicht besonders gutes) Bier ist. Man kann sich das ganze Spektakel also mehr wie einen Fastnachtsumzug bei uns vorstellen. Alle loben dieses Oktoberfest in den Himmel, also mussten wir uns das natürlich anschauen gehen. Ich kann nur eins dazu sagen: Lustig wars.
Am Wochenende darauf, hat mich meine Gastfamilie dann mit nach Gramado genommen. Gramado ist eine kleinere Stadt drei Stunden von Porto Alegre entfernt, welche etwas höher gelegen ist und somit zu den wenigen Orten Brasiliens gehört, an denen es mit viel Glück auch mal schneit im Winter.
In Gramado spiegelt sich die deutsche Einwandererkultur hier im Süden Brasilien seit dem zweiten Weltkrieg wieder. Viele Fachwerkhäuser sind zum Beispiel auf eine Art des deutschen Einflusses zurückzuführen. Ansonsten unterscheidet sich Gramado insofern von anderen brasilianischen Städten, dass sie extrem sauber und gepflegt aussieht, etwas, was man sonst eher selten sieht. Besonders ist auch, dass Autos an Zebrastreifen tatsächlich anhalten wenn jemand die Straße überqueren möchte. Auch das ist in anderen Städten nun wirklich eher seltenst der Fall und dementsprechen das Erste, was einem erzählt wird, wenn es um Gramado geht. Schließlich ist es jeder gewöhnt, dass es auf den Straßen ziemlich rau zugeht. Eins muss man den Brasilianern aber lassen: Autofahren kann wirklich jeder! Muss man aber auch können, sonst ist die Chance, lebend aus dem Verkehr wieder herauszukommen eher niedrig...

Eine weitere Spezialität in Gramdo ist Fondue. Da wir uns jedoch in Brasilien befinden und der Verzehr von jeglichen Speisen nicht unbedingt immer etwas mit der normalen Nahrungsaufnahme zu tun hat, entscheidet man sich hier nicht für Fleisch-/Käse- ODER Schokoladenfondue, nein, man bekommt alle drei vorgesetzt. Mein Gastbruder und ich haben es uns also einmal gutgehen lassen. Ich glaube ich habe mich in meinem Leben noch nie so befüllt gefühlt (und ja, ich wähle diese Ausdrucksweise mit Abischt...), trotzdem war es wirklich wirklich gut!
Da das Wetter in Gramado leider nicht ganz so gut war, musste diesbezüglich noch ein anderes Programm her, also bin ich letztes Wochenende an den Strand nach Torres gefahren. Torres liegt an der Grenze von Rio Grande do Sul (der südlichste Bundesstaat in dem auch ich mich befinde) und Santa Catarina (der daran angrenzende Bundesstaat) und ist der erste schöne Strand Brasiliens vom Süden aus gesehen.
In dem Ort Torres direkt an der Grenze der beiden Bundesstaaten, welche durch einen Fluss getrennt werden, der ins Meer führt, gibt es eine Brücke über besagten Fluss, die einen in zwei Minuten nach Santa Catarina führt. Ich habe also endlich einen Fuß in einen anderen Bundesstaat gesetzt.





So, das war es nun ersteinmal wieder von meiner Seite. Ich genieße hier wirklich jede einzige Minute und egal ob positive oder negative Erfahrungen oder auch Erfahrungen oder Geschehnisse, die vorerst unverständlich sind... alle machen mich ein Stück reicher. Das mag komisch klingen und so fühlt es sich auch manchmal an, aber für mich ist es von großer Bedeutung.
Euch wünsche ich allen eine frohe Vorweihnachtszeit. Genießt die Gemütlichkeit und hoffentlich frohen Stunden.
Hier ist auch schon alles weihnachtlich geschmückt, für mich ist diese ganze Deko aber ziemlich fehl am Platz, schließlich kommt hier der Sommer (und das bedeutet unerträgliche Temperaturen...) und ich fühle mich wirklich nicht besonders weihnachtlich.... Ich bin deswegen auch sehr auf Weihnachten selbst gespannt. Wir werden sehen :-)