Über mich und mein Vorhaben

Das bin ich: Fabienne Ufert, 18 Jahre alt, und drauf und dran nach dem Abi erst einmal etwas von der Welt zu sehen.

Vor ungefähr vier Jahren habe ich mir in den Kopf gesetzt, einmal nach Brasilien zu reisen und dieser Traum soll jetzt endlich wahr werden, nämlich in Form eines Freiwilligendienstes in Porto Alegre.

Mein Wunsch ist es, einen bestmöglichen Eindruck des Landes und der Kultur zu erhalten sowie auch mit meinen Fähigkeiten etwas weiterzugeben.

Ich werde in einer Gastfamilie leben und im Projekt CESMAR arbeiten, eine Ganztagesstätte für Kinder und Jugendliche von drei bis 19 Jahren aus eher sozial schwachen und ärmeren Verhältnissen. Dort werde ich voraussichtlich im Englischunterricht und bei verschiedenen Freizeitaktivitäten tätig sein.

Ziel dieser Einrichtung ist es, Kindern eine möglichst glückliche Kindheit in einem sicheren Umfeld zu gewährleisten sowie sie intellektuell zu fördern.

Die Organisation welche mich entsendet heißt „Icja Freiwilligenaustausch weltweit e.v.“. Sie ist weltweit vernetzt und bietet Jugendlichen und Erwachsenen fast überall die Möglichkeit einen Lern- und Freiwilligendienst anzutreten.

Ich bin mir sicher, dass viele neue Eindrücke auf mich warten werden und da ich diese gerne mit euch teilen würde, würde ich mich freuen wenn ihr mich während des nächsten Jahres hier auf meinem Blog mit begleiten würdet.

Dienstag, 15. September 2015

Andere Länder, andere Sitten und die Canyons bei Cambará do Sul

Es ist endlich wieder soweit und der nächste Blogeintrag folgt. Da ich jetzt schon seit mehr als einem Monat hier bin (die Zeit ist wirklich wie im Flug vergangen), gibt es doch einiges über die Eigenheiten der Brasilianer hier im Süden und meine Erfahrungen zu berichten.
Ersteres gilt natürlich nicht für jedermann, doch grundsätzlich ist hier wirklich fast jeder und alles "tudo tranquilo" ("alles locker/easy"), außer es geht um die Sicherheit und die Politik des Landes. Dann ist Brasilien plötzlich "ganz schlecht".
Viele richtige Pläne existieren grundsätzlich nicht. Vor allem in meinem Projekt kommt es nicht selten vor, dass zum Beispiel eine wichtige Versammlung oder Vorführung für alle stattfinden soll, von der aber bis zehn Minuten vorher niemand irgendetwas weiß. Auch die Vorführung der dafür zuständigen Klasse ist meistens bis kurz vorher nicht ernst zu nehmen, weil die Kids einfach immer rumalbern (auch wenn das ziemlich amüsant sein kann). Interessanterweise ist das jedoch gar nicht so schlimm, da man es dann doch irgendwie hinbekommt, dass sich die vorführende Klasse zusammenreißt und sich schlussendlich alle versammelt haben.
Für mich ist das interessant zu beobachten, da sowas in Deutschland kaum so stattfinden würde, aber solange alles schlussendlich so funktioniert, wie die Leute es sich ursprünglich vorstellen, ist wirklich alles "tudo tranquilo".
Funktioniert es schlussendlich jedoch nicht, braucht man einfach seeeeeehr viel Geduld. Das bezieht sich vor alles auf den Verkehr oder die Wartezeiten bei jeglichem Service. Auch wenn das manchmal sehr nervenaufreibend ist, tut es mir vielleicht ganz gut, mich auf die harte Tour in Geduld zu üben.
Es gibt jedoch noch weitere lustige Anekdoten. Irgendwie haben manche Brasilianer das Talent, Dinge so zu reparieren oder herzustellen, dass sie schon nach zwei Wochen kaputt gehen. Im Projekt beispielsweise gibt es einen neuen Sportplatz, auf welchem alle Markierungen für die verschiedenen Sportarten aufgemalt wurden. Nach dem nächsten Regen waren sie aber sofort komplett weggewaschen. Also hat die ganze Prozedur von vorne angefangen. Beim zweiten Mal war die Farbe jedoch so glatt, dass jeder darauf ausgerutscht ist. Ich bin also sehr gespannt, wie langlebig der dritte Versuch wohl sein wird :D.
Weiter gehts mit der nächsten Geschichte: Letzte Woche hat einer der Sportlehrer mit seiner Klasse einen Film über das Problem der Fettleibigkeit hier in Brasilien gezeigt, welches auch schon bei vielen Kindern sichtbar ist. Der Film an sich war super informativ und ich hatte auch das Gefühl, dass die Kids am Ende der Stunde wirklich etwas davon mitgenommen haben. Trotzdem gab es wären dem Film Popcorn und Guaraná (ein unglaublich gesüßtes und unnatürlich schmeckendes Getränk)... Widerspruch?!
Eine weitere Sache, die mich auch sehr fasziniert hat: Man kann hier wirklich alles (und damit meine ich ALLES) in Raten bezahlen. Selbst Preise von umgerechnet fünf Euro kann man in Zehnerraten bezahlen, also zehn mal zwei Reais.
Ihr merkt schon, es gibt unendlich viele Geschichten zum Besten zu geben und alle sind auf ihre Weise amüsant. Ihr dürft das jedoch nicht falsch verstehen, denn mich nerven diese Dinge nicht, sondern sind für mich einfach gut mit Humor zu nehmen, es heißt schließlich nicht umsonst "andere Länder, andere Sitten".

Ansonsten habe ich nun mit dem anderen Freiwilligen aus Deutschland endlich mit den Englischstunden im Projekt angefangen und es macht mir super viel Spaß, trotz der Tatsache, dass es sehr mühsam ist, da man komplett von null anfangen muss und die Konzentration vor allem bei den Jüngeren eher begrenzt ist. Trotzdem lernen viele relativ schnell, solange man den Inhalt in Spiele und interessante Aufgaben verpackt.
Da wir den Unterricht alleine vorbereiten (die Lehrer dort sprechen selbst kein Englisch) haben wir alle Freiheiten, was mir ziemlich nahe liegt.
Ein bisschen anders sieht das im Colégio (Schule für die Älteren ab 16 Jahren mit richtigem Unterricht und Schulabschluss) aus. Dort gibt es einen Lehrplan,an den man sich halten muss. Trotzdem können Stefan (der andere Deutsch) und ich uns selbst Aufgaben zum Thema heraussuchen und die Stunden vorbereiten.
Tudo tranquilo also, denn von meiner Seite gibt es nichts auszusetzen.

Außerdem war ich letztes Wochenende mit meiner Gastfamilie in Cambará do Sul, einem kleineren Ort drei Autostunden von Porto Alegre entfernt. Zu bestaunen gibt es dort mehrere Canyons und Wasserfälle. Ich füge euch einfach mal ein paar Fotos hinzu :)