Über mich und mein Vorhaben

Das bin ich: Fabienne Ufert, 18 Jahre alt, und drauf und dran nach dem Abi erst einmal etwas von der Welt zu sehen.

Vor ungefähr vier Jahren habe ich mir in den Kopf gesetzt, einmal nach Brasilien zu reisen und dieser Traum soll jetzt endlich wahr werden, nämlich in Form eines Freiwilligendienstes in Porto Alegre.

Mein Wunsch ist es, einen bestmöglichen Eindruck des Landes und der Kultur zu erhalten sowie auch mit meinen Fähigkeiten etwas weiterzugeben.

Ich werde in einer Gastfamilie leben und im Projekt CESMAR arbeiten, eine Ganztagesstätte für Kinder und Jugendliche von drei bis 19 Jahren aus eher sozial schwachen und ärmeren Verhältnissen. Dort werde ich voraussichtlich im Englischunterricht und bei verschiedenen Freizeitaktivitäten tätig sein.

Ziel dieser Einrichtung ist es, Kindern eine möglichst glückliche Kindheit in einem sicheren Umfeld zu gewährleisten sowie sie intellektuell zu fördern.

Die Organisation welche mich entsendet heißt „Icja Freiwilligenaustausch weltweit e.v.“. Sie ist weltweit vernetzt und bietet Jugendlichen und Erwachsenen fast überall die Möglichkeit einen Lern- und Freiwilligendienst anzutreten.

Ich bin mir sicher, dass viele neue Eindrücke auf mich warten werden und da ich diese gerne mit euch teilen würde, würde ich mich freuen wenn ihr mich während des nächsten Jahres hier auf meinem Blog mit begleiten würdet.

Sonntag, 30. August 2015



                                                           Chimarrao

Die ersten Wochen im Projekt

Meine ersten zwei Wochen in meinem Projekt CESMAR sind vorüber und ich finde endlich die Zeit, darüber zu berichten!
Das Projekt liegt in einer Favela (hier "Villa" genannt und ist weniger abwertend gemeint) und ist ziemlich riesig, da es Platz für mehrere hundert Kinder und Jugendliche bietet. Die Älteren (ca. 15 bis 18 Jahre) haben normal Unterricht, wobei die Unterrichtsstunden für die Jüngeren weit mehr spielerisch geprägt ist.
In den letzten und für mich ersten zwei Wochen dort, habe ich einfach verschiedenste Lehrer und ihre Gruppen begleitet, um einen guten Überblick zu bekommen. Von Theater, über Musik und Tanz sowie jegliche Sportarten wird alles angeboten.
Sowie von den Lehren als auch von den ganze Kids wurde ich super herzlich empfangen und aufgenommen, bzw. von "Beijos" und "Abracos" (Küsschen und Umarmungen) überhäuft, um es besser auszudrücken. Sehr typisch und meiner Meinung nach sehr sympatisch. Außerdem wurde ich von Anfang an "Sora" (Abkürzung von Professora) genannt, was mich persönlich sehr gewundert hat, da ich ja nunmal nicht wirklich eine Lehrerin bin, aber auch das ist normal und die Kinder bringen damit freiwillig zum Ausdruck, dass ich irgendwie über ihnen stehe. Vor allem dieser Punkt ist aus meiner Perspektive relativ lustig, aber auch interessant. Ich sehe mich nämlich noch nicht unbedingt in der Position einer Respektperson, vor allem, weil ich den Kids in ihrer Sprache noch nicht besonders gut sagen kann, wo es langgeht, wenn es mal wieder drunter und drüber geht. Interessanterweise reicht jedoch manchmal nur ein böser Blick und die einfachen Worte "Hör auf!" meinerseits.
Generell sind die Kids einfach super, hilfsbereit, wenn ich etwas nicht weiß oder finde und sehr geduldig, wenn ich länger brauche, bis ich mich endlich ausgedrückt habe oder verstanden habe, was eins der Kids überhaupt von mir möchte. Gerade am Anfang habe ich vor allem die Kleineren so gut wie gar nicht verstanden, weil sie nicht besonders deutlich sprechen. Zum Glück reicht es den meisten, wenn man ihnen ein Küsschen auf die Backe drückt oder sie einfach an die Hand nimmt. In diesem Punkt streiten sich die Kids sogar, nämlich um meine Hand.
In meiner zweiten Woche war ich dann aber ganz erstaunt, als ich die Kids plötzlich besser verstanden habe, was aber auch daran liegen könnte, dass sie anfangs immer die gleichen Fragen stellen und ich darauf langsam vorbereitet bin: Wo ich her komme, wo ich hier wohne, welche Sprachen ich spreche und ob ich einen Freund habe.
In der ersten Woche gab es noch nicht so viel zu tun, da das Projekt eine Talentshow für alle organisiert hat, und die Show den größten Teil des Tages eingenommen hat, auf der anderen Seite aber die Möglichkeit geboten hat, die Kids etwas besser kennen zu lernen.
In der zweiten Woche habe ich dann am häufigsten den Sportlehrer Flávio begleitet. Er ist super nett und hat mir alles erklärt, was ich so wissen muss. Außerdem habe ich dann am Ende der Woche unser altbekanntes Spiel "Völkerball" eingeführt. Als ich es die ersten Male erklärt habe, war ich extrem nervös wegen meinem Portugiesisch und vor allem meiner Aussprache, aber mit etwas Hilfe von Flávio (der mich zum Glück auf Anhieb verstanden hat) haben die Kids es verstanden und waren sogar total begeistert.
Für die kommende Woche habe ich deswegen schon weitere Ideen gesammelt und bin gespannt, ob ich sie mit den Kids umsetzen kann.
Soviel wohl erstmal zum Projekt, wo es mir wirklich richtig gut gefällt!
Nächstes Wochenende steh ein Trip zu den Canyons in Gramado an. Dementsprechend werde ich nächste Woche darüber berichten und auch mehr zu Porto Alegre selbst schreiben.
Beijos!

Mittwoch, 12. August 2015

erste Eindrücke

Oi!
Vor fünf Tagen bin ich endlich in Porto Alegre gelandet und wurde sofort mit dem "schönsten Sonnenuntergang der Welt" begrüßt (man erzählt hier besser niemandem, dass es anderswo mindestens genauso schöne Sonnenuntergänge gibt, wobei ich zugeben muss, dass er wirklich wunderschön ist). Porto Alegre ist nämlich offiziell berühmt für seinen Sonnenuntergang.
Die ersten zwei Tage habe ich dann mit den anderen drei Freiwilligen (zwei aus Finnland und eine aus Frankreich) bei dem Vorsitzenden der Partnerorganisation ICYE/ABIC vor Ort verbracht, wo wir sofort mit typischen Gerichten, Snacks und Gewohnheiten aus Rio Grande do Sul (südlichster Bundesstaat in Brasilien, Hauptstadt: Porto Alegre) überhäuft worden sind. Allem voran mit Umarmungen und Küsschen, was meiner Meinung nach unglaublich sympatisch ist und dazu führt, dass man sich sofort aufgenommen fühlt. Grundsätzlich ist die ausgeprägte Herzlichkeit etwas, von der sich manch andere Kulturen eine Scheibe abschneiden könnten.
Das erste, was wir also vorgesetzt bekommen haben, war Chimarrao (sobald ich mal ein Foto gemacht habe, wird das sofort folgen). Chimarrao ist Matetee, wird aber ganz anders getrunken als Tee bei uns. Es gibt keinen Teebeutel sondern loses Pulver und getrunken wird dann aus einem "Strohhalm" mit Filter aus Silber. Jedenfalls ist dieses Zeug extrem gesund und schmeckt nicht nur gut (ist wahrscheinlich trotzdem nicht jedermanns Sache), sondern hilft auch noch wunderbar bei der Ernährungsumstellung. Die Brasilianer essen nämlich extrem viel Fleisch und selbst "viel" ist noch untertrieben, was mich auch zu meinem nächsten Punkt bringt: Churrasco.
Churrasco ist theoretisch Barbecue, aber mit einer übertrieben Menge an Fleisch, welches auf riesigen Spießen gegrillt wird.

So, genug vom Essen geredet! Mittlerweile wohne ich nun schon bei meiner Gastfamilie, die super nett und verständnisvoll gegenüber meinen Sprachschwierigkeiten ist. An den verwirrten Blick meinerseits, wenn ich mal wieder etwas nicht verstanden habe, haben sie sich mittlerweile wohl schon gewöhnt... Und trotzdem wird es jeden Tag langsam etwas besser und einfacher.
Außerdem ist die Sprachbarriere nicht unbedingt schlimm, sondern kann auch ganz schön lustig sein, wenn man mal wieder versucht, sich mit Händen und Füßen zu verständigen oder wenn meine Gastmama den ganzen Kühlschrank ausräumt, nur um mir visuell die Namen jeglicher Lebensmittel beizubringen.
Wo es dann jedoch erst richtig lustig wird, ist bei der Aussprache. Einige Wörter werden extrem ähnlich ausgesprochen, bedeuten aber sehr unterschiedliche Sachen und wenn der Verkehr auf der Straße dann zum Drogendeal wird, kann das schon mal unglaubliche Blicke hervorrufen...
Ansonsten gab es die letzten Tage viel zu organisieren (Registrierung beim Police Federal Department, Anmeldung für Portugiesischkurse, etc.), weswegen ich auch erst nächste Woche anfange, in meinem Projekt zu arbeiten. Da ich bis jetzt sehr viel Gutes über CESMAR gehört habe, bin ich schon wirklich sehr gespannt!
Bis dann also!

Dienstag, 4. August 2015

Nervosität und Vorfreude

Jetzt ist es doch tatsächlich bald soweit! Die letzten Tage und Wochen sind wie im Flug vergangen und in vier Tagen geht es nun endlich los.
Wie ich gefühlstechnisch zu der ganzen Sache stehe, kann ich ehrlich gesagt gar nicht so genau in Worte fassen. Mal ist es die riesige Vorfreude, die einen überrollt und mal sind es unglaubliche Aufgeregtheit und Nervosität. Eigentlich kein Wunder, schließlich ist Brasilien für mich ein ganz neues Land mit neuen Menschen und einer anderen Kultur, aber das ist es eigentlich nicht, was mich nervös macht. Schließlich bin ich prinzipiell ein Mensch, der gerne mit offenen Armen in die Welt hinaus geht um Neues kennen zu lernen. Es ist wohl eher die Sprache, die dafür sorgt, dass ich nicht nur gelassen an mein bevorstehendes Abenteuer denken kann. Und trotzdem freue ich mich auch darauf, diese neue Herausforderung anzunehmen und Portugiesisch zu lernen.
Vor ein paar Tagen wurde mir nun auch meine Gastfamilie mitgeteilt, mit welcher ich auch gleich in Kontakt getreten bin. Alle Familienmitglieder (Mutter, Vater, Gastbruder (22) und Gastschwester (26)) machen einen sehr liebenswerten und sympatischen Eindruck und scheinen sich wirklich zu freuen, jemanden in ihrer Familie aufzunehmen, was mir dann doch etwas die Nervosität genommen hat.
So, bevor ich es jetzt noch weiter vor mir mir herschiebe, werde ich endlich einmal anfangen, meinen Koffer zu packen (obwohl ich immer noch nicht so genau weiß, wie man am Besten für ein ganzes Jahr packen soll...), denn das ist wohl das Letzte, was jetzt noch erledigt werden muss.
Ich bin wirklich gespannt, was mich alles erwarten wird, denn das nächste Mal melde ich mich dann endlich aus Porto Alegre!