Über mich und mein Vorhaben

Das bin ich: Fabienne Ufert, 18 Jahre alt, und drauf und dran nach dem Abi erst einmal etwas von der Welt zu sehen.

Vor ungefähr vier Jahren habe ich mir in den Kopf gesetzt, einmal nach Brasilien zu reisen und dieser Traum soll jetzt endlich wahr werden, nämlich in Form eines Freiwilligendienstes in Porto Alegre.

Mein Wunsch ist es, einen bestmöglichen Eindruck des Landes und der Kultur zu erhalten sowie auch mit meinen Fähigkeiten etwas weiterzugeben.

Ich werde in einer Gastfamilie leben und im Projekt CESMAR arbeiten, eine Ganztagesstätte für Kinder und Jugendliche von drei bis 19 Jahren aus eher sozial schwachen und ärmeren Verhältnissen. Dort werde ich voraussichtlich im Englischunterricht und bei verschiedenen Freizeitaktivitäten tätig sein.

Ziel dieser Einrichtung ist es, Kindern eine möglichst glückliche Kindheit in einem sicheren Umfeld zu gewährleisten sowie sie intellektuell zu fördern.

Die Organisation welche mich entsendet heißt „Icja Freiwilligenaustausch weltweit e.v.“. Sie ist weltweit vernetzt und bietet Jugendlichen und Erwachsenen fast überall die Möglichkeit einen Lern- und Freiwilligendienst anzutreten.

Ich bin mir sicher, dass viele neue Eindrücke auf mich warten werden und da ich diese gerne mit euch teilen würde, würde ich mich freuen wenn ihr mich während des nächsten Jahres hier auf meinem Blog mit begleiten würdet.

Mittwoch, 20. Januar 2016

Zurück aus den Ferien

Olááááá aus dem unglaublich heißen (38 bis 44 Grad) Brasilien!
Seid knapp einer Woche bin ich zurück aus meinem dreiwöchigen Urlaub und finde soeben die Ruhe und Zeit, mal wieder einen Eintrag zu verfassen, schließlich gibt es dementsprechend viel zu erzählen.
Zuerst einmal hoffe ich, dass ihr alle gut ins neue Jahr 2016 gestartet seid und wünsche euch allen, dass es ein glückliches und erfolgreiches Jahr wird.
Ich bin am 22. Dezember mit meiner Gastfamilie nach Governador Celso Ramos im Bundesstaat Santa Catarina gefahren um dort eine Woche über Weihnachten zu verbringen. Wie in meinem letzten Blogeintrag schon erwähnt, waren wir nicht zu fünft unterwegs, sondern haben praktisch das gesammte Ferienresort mit der kompletten Familie von Seiten meines Gastvaters ausgebucht. Zum Glück war auch die Freundin meines Gastbruder dabei, sonst wäre ich als Einzige, die sich nicht alle Namen merken kann, ziemlich verloren gewesen.
Die Woche war wirklich Entspannung pur. Ich habe viel Sport gemacht, gut gegessen (endlich viel Fisch und kein Fleisch, welches hier in Brasilien ja bekanntlich in rauen Mengen konsumiert wird, ich aber lieber nicht zu häufig esse) und am Strand und Pool entspannt. Schon nach dieser Woche war ich so braun wie schon lange nicht mehr, da die Sonne hier extrem stark ist. Wie es hier mit der Ozonschicht aussieht, weiß ich gar nicht so genau, jedenfalls fühlt es sich so an, als gäbe es keine :D.
Weihnachten selbst war ein wunderschönes Fest. Nach dem Abendessen haben alle zur Livemusik getanzt und ich hatte mal wieder die Möglichkeit, an den brasilianischen Sambaschrittfolgen weiterzulernen. "Feliz Natal" wünscht man sich dann um punkt Mitternacht vom 24. auf den 25. Dezember und in den frühen Morgenstunden des 25. Dezember sind wir dann alle mit unseren Klamotten in den Pool gesprungen.
Ich habe die Zeit mit meiner Gastfamilie und die schönen Strände Santa Catarinas wirklich genossen!

Zurück in Porto Alegre hatte ich dann nur zwei Tage um schnell alle Klamotten zu waschen und dann ging es für mich direkt weiter nach Ribeirao Preto im Bundesstaat Sao Paulo, um endlich die Person zu besuchen, welche unter anderem der Grund für meine Idee, ein Jahr in Brasilien zu verbringen, verantwortlich ist. Vor über vier Jahren habe ich eine Sommerschule in England besucht und dort viel mit einer brasilianischen Schülergruppe zu tun gehabt. Mit ihnen habe ich mich unglaublich gut verstanden und vor allem eine enge Freundschaft mit Otavio (den ich besucht habe) geschlossen. Damals haben diese Menschen in mir den Wunsch geweckt, ihr Land, ihre Kultur und ihre Sprache kennenzulernen, wozu es ja nun freudigerweise gekommen ist.
Die Freundschaft zu Otavio ist durch regemlmäßigen Skypekontakt geblieben und so haben wir uns jetzt nach viereinhalb Jahren endlich wieder gesehen. Ihr könnt euch ja vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe, als wir uns immer noch so gut, wenn nicht sogar besser verstanden haben als damals.
Mit seiner Familie habe ich in dem Fall auch Neujahr verbracht, was sehr entspannt und familiär (natürlich auch mit gefühlt hundert Familienmitgliedern) abgelaufen ist. Dazu sind wir zu Verwandtenn von Otavio gefahren, die auf dem Land im Bundesstaat Minas Gerais wohnen. Die Landschaft dort ist wunderschön und auch das brasilianische Bild von endlosen Kaffeeplantagen bestätigt sich dort.
Da Otavios Familie relativ religiös ist, haben wir alle gemeinsam einige Minuten vor Beginn des Jahres 2016 zusammen gebetet. Da ich dies nicht gewohnt bin, war das auf jeden Fall interessant mitzuerleben.
Auch hier waren alle Leute super lieb und haben mich direkt mit offenen Armen empfangen, etwas, wofür ich Brasilianer jedes Mal aufs neue bewundere und ihnen auch dankbar bin, da ich mich dann sehr schnell wohl und aufgehoben fühle.
Am Lustigsten war für mich auf jeden Fall der Akzent der Leute aus Sao Paulo, der sich stark von dem aus dem Süden unterscheidet. Interessanterweise passt man sich dann unterbewusst dem Klang der Sprache an und so habe auch ich schon nach wenigen Tagen ihren Akzent so gut es eben ging übernommen. Hinzu kommt, dass man überall außer im Süden, wo ich eben portugiesisch lerne, "você" für "du" anstatt "tu" benutzt. Da ich es aber gewohnt bin, "tu" zu benutzen, wurde ich öfter mal schräg angeguckt :D. Grundsätzlich fanden das aber alle ziemlich witzig.
Geplant habe ich auf jeden Fall, Otavio dann nochmal in Sao Paulo selbst zu besuchen, wo er studiert. Außerdem möchte ich diese Megacity schon gerne mal kennenlernen.

Von Ribeirao Preto bin ich dann direkt nach Sao Luís geflogen, um mich dort mit meiner Reisebegleitung zu treffen. Sao Luís ist die Hauptstadt des Bundeststaates Maranhao, welcher im Nordosten Brasiliens liegt. Von Sao Luís ging es knapp fünf Stunden mit dem Bus zu einer winzigen Stadt namens Barreirinhas irgendwo im Nirgendwo. Wir hatten unsere Fahrkarten schon vorher über das Internet gekauft und sind mit ihnen dort am Busbahnhof in Sao Luís zum Schalter des Anbieters gegangen, um zu fragen, in welcher Box der Bus denn abfährt. Nachdem uns Nummer 26 mitgeteilt wurde und wir dort bis zehn Minuten vor offizieller Abfahrt vergeblich auf den Bus gewartet haben, wurden wir etwas skeptisch. Da am anderen Ende des Busbahnhofes ein Bus des richtigen Anbieters stand, sind wir dann einfach mal den Busfahrer dieses Busses fragen gegangen und siehe da, das war unser Bus. Nachdem uns auf der Rückfahrt von Barreirinhas nach Sao Luís dann ähnliches passiert ist, habe ich beschlossen, mich nicht mehr auf das zu verlassen was mir hier mitgeteilt wird, sondern immer auch selbst die Augen offen zu halten :D.
Warum sind wir nun aber in diese kleine Stadt in der Pampa gefahren? In Maranhao liegt einer der größten Nationalparks Brasiliens namens Parque Lencois Maranhenses, der aus riesigen Sanddünen besteht in wessen Mitte sich in der Regenzeit Seen mit kristallklarem Wasser bilden. Außderdem grenzt eine riesige Lagune an die vielen Dünen. Der Park ist von Barreirinhas aus am Besten zu erreichen, wobei die Fahrt dorthin definitiv abenteurlich war. Auf der Ladefläche eines Geländefahrzeuges, auf die Sitze montiert worden waren, ging es einundhalb Stunden durch den Sand zu den Dünen. Man wurde auf jeden Fall gut durchgeschüttelt!
Außerdem hat die Fahrt Einblick in das Leben der Einheimischen gegeben, welche dort in wirklich sehr einfachen und offenen Hütten wohnen, die bei dem heißen Wetter schätzungsweise aber sehr praktisch sind. Die Hitze scheint auch die Arbeitsgeschwindeigkeit der Menschen zu verringern, wohin die Menschen aber im Gegenzug unglaublich schnell reden und dies mit einem Akzent, welcher es für uns schwer gemacht hat, sie jedes Mal auf Anhieb zu verstehen.
Da wir in der Trockenzeit dort waren, waren die Seen zwischen den Dünen leider ausgetrocknet, trotzdem war der Anblick aber atemberaubend.

Da wir insgesamt drei ganze Tage in Barreirinhas hatten, haben wir noch zwei andere tolle Ausflüge gemacht. Einmal sind wir zu einem kleinen Fluss inmitten von dichtem Grün gefahren und haben uns dort einundhalb Stunden in Schwimmreifen heruntertreiben lassen. Die Vegetation hat mich sehr beeindruckt, da ich diese ganzen tropischen Pflanzen noch nie zuvor gesehen habe. Eine Frau, die dort lebt und ihr siebenjähriger Sohn haben uns begleitet und durch den Fluss navigiert sowie uns die einheimischen Pflanzen und Früchte erklärt, die ich natürlich sofort vom Baum probieren musste. Eine Frucht heißt Buriti, ich wüsste jetzt aber wirklich nicht, wie ich den Geschmack beschreiben sollte.
Unser dritter Ausflug war ein Bootsausflug über einen großen Fluss zu einer Sandbank, welche 300 Meter breit ist und das Meer von der Süßwasserlagune trennt. Das Highlight dieses Ausfluges waren auf jedenfall die vielen Süßen Äffchen, die dort frei herumgelaufen sind.


Die Landschaft unterscheidet sich doch sehr zu der Landschaft hier im Süden Brasiliens und auch die Menschen leben, wie gesagt, etwas einfacher, den Umständen angepasst. Brasilien ist einfach ein riesiges Land, dessen Größe ich oft unterschätze und welches Platz für unglaubliche und unterschiedliche Vegetationen und Kulturen bietet.
Zurück in Porto Alegre und zurück im Projekt wurden wir von den Kids unglaublich liebevoll empfangen und uns wurde tausend mal gesagt, wie sehr sie uns doch vermisst hätten, was wirklich liebenswert war. Gerade jetzt in Januar wo weniger Kids ins Projekt kommen und es keine festen Klassen und Unterrichtsstunden gibt, bietet sich die Möglichkeit für viele Freizeitaktivitäten und um sich einfach die Zeit zu nehmen, mit den Kids persönliche Zeit zu verbringen.
Jetzt im Januar werden auch Hausbesuche der Kids abgestattet und einmal war ich nun schon mit dabei. Wie die Kinder dort in der Villa (Favela) leben, ist ganz unterschiedlich. Manche wohnen in ganz süß hergerichteten Häuschen, andere regelrecht im Müll. Das klingt hart, entspricht aber leider der Wahrheit. Grundsätzlich liegt in dieser Gegend extrem viel Müll rum und ich frage mich öfter, warum man nicht wenigstens das Bisschen an Lebensraum, das man hat, sauber hält um eben nicht im Dreck wohnen zu müssen, aber die meisten Leute dort scheinen nicht den gleichen Gedanken zu hegen. So gut ich es auch versuche, ich kann mich nunmal nicht zu hundert Prozent in ihre Lage hineinversetzen. Und noch war ich nicht im richtigen "Problemviertel" der Villa. Dort soll es aber nächsten Montag hingehen und ich bin ziemlich gespannt, welches Bild sich mir dort bieten wird. Ich bin jedenfalls ziemlich froh, dass die allermeisten Kids im CESMAR sehr glücklich wirken und ihren Spaß haben.
So, ihr Lieben. Es gäbe noch einige weitere Dinge zu berichten, aber ich denke fürs Erste reichts nun einmal, schließlich werden noch ein paar Einträge folgen. Verrückt ist jedoch, dass jetzt nun schon fast die Hälfte meiner Zeit rum ist...Das ist irgendwie ziemlich an mir vorbei gegangen :D.
Ganz liebe Grüße und bis bald!