Über mich und mein Vorhaben

Das bin ich: Fabienne Ufert, 18 Jahre alt, und drauf und dran nach dem Abi erst einmal etwas von der Welt zu sehen.

Vor ungefähr vier Jahren habe ich mir in den Kopf gesetzt, einmal nach Brasilien zu reisen und dieser Traum soll jetzt endlich wahr werden, nämlich in Form eines Freiwilligendienstes in Porto Alegre.

Mein Wunsch ist es, einen bestmöglichen Eindruck des Landes und der Kultur zu erhalten sowie auch mit meinen Fähigkeiten etwas weiterzugeben.

Ich werde in einer Gastfamilie leben und im Projekt CESMAR arbeiten, eine Ganztagesstätte für Kinder und Jugendliche von drei bis 19 Jahren aus eher sozial schwachen und ärmeren Verhältnissen. Dort werde ich voraussichtlich im Englischunterricht und bei verschiedenen Freizeitaktivitäten tätig sein.

Ziel dieser Einrichtung ist es, Kindern eine möglichst glückliche Kindheit in einem sicheren Umfeld zu gewährleisten sowie sie intellektuell zu fördern.

Die Organisation welche mich entsendet heißt „Icja Freiwilligenaustausch weltweit e.v.“. Sie ist weltweit vernetzt und bietet Jugendlichen und Erwachsenen fast überall die Möglichkeit einen Lern- und Freiwilligendienst anzutreten.

Ich bin mir sicher, dass viele neue Eindrücke auf mich warten werden und da ich diese gerne mit euch teilen würde, würde ich mich freuen wenn ihr mich während des nächsten Jahres hier auf meinem Blog mit begleiten würdet.

Sonntag, 21. Februar 2016

Unwetter und seine Folgen

Bom dia ihr Lieben.
Vor nun zwei Wochen gab es hier in Porto Alegre ein Unwetter und die Folgen sind auch an mir nicht ganz vorübergegangen.
Wie ich in meinem letzten Blogpost erwähnt habe, war meine Gastfamilie schon Ende Januar in den Urlaub gefahren und ich bin alleine zu Hause geblieben, um weiter in meinem Projekt zu arbeiten. An sich war es für mich auch überhaupt kein Problem, alleine zu Hause zu sein, doch als mein Gastvater mir schon am ersten Abend ihrer Abwesenheit eine Nachricht geschrieben hat, ich müsse auf jeden Fall immer die Lichter im Hof anlassen und auch im Wohnzimmer sollte besser das Licht auch Nachts brennen, wurde mir noch einmal vor Augen geführt, wie präsent die Frage der Sicherheit immer ist. Die Menschen fühlen sich einfach nie zu hundert Prozent sicher, deswegen gibt es hier auch keine Häuser oder Wohnblöcke ohne Zaun davor. Besonders beliebt sind hier die sogenannten "Condomínios", also geschlossene Wohnanlagen mit Zaun und Wachportal, in welche man auch wirklich nur mit ausdrücklicher Einladung eines Bewohners oder Anmeldung hinein kommt. Zusätzlich hat auch jeder, der ein Haus besitzt, einen "Wachhund". Ob der Hund schlussendlich böse genug ist, um eventuelle Eindringlinge von ihrem Vorhaben abzuhalten, ist eine andere Frage...
Wenn ich mir das alles so vor Augen führe, merke ich, dass das Gefühl der Unsicherheit in manchen Situation auch bei mir angekommen ist. Am Anfang meiner Zeit habe ich nie nachvollziehen können, warum die Menschen sich zum Beispiel nachts auf der Straße unsicher fühlen, weil ich es einfach nicht gewohnt war, so zu fühlen. Ich dachte, ich würde dieses Gefühl nie übernehmen. Mittlerweile fühle ich mich Nachts aber mindestens genauso unsicher, einfach weil man mehr und mehr Geschichten hört, was tagtäglich so passiert und weil man wirklich jeden Tag gesagt bekommt, man solle gut auf sich aufpassen. Komisch ist es trotzdem, schließlich ist mir noch nie etwas nur annähernd Gefährliches passiert.
Zurück zu "Fabienne allein zuhaus". Es war wirklich alles bestens, bis zu dem Zeitpunkt des Gewitters. Als es angefangen hat zu stürmen, bin ich gerade nach Hause gekommen und ein paar Minuten später ist auch sofort der Strom ausgefallen. Ich habe mir nichts dabei gedacht, weil das hier schnell bei Gewitter passiert und der Strom dann meistens von alleine wieder zurück kehrt. So war es aber leider nicht und als dann aus dem Sicherungskasten, der kein Kasten ist, sondern eine Vertiefung in der Wand, in der sich die Kabel und eben Sicherungen befinden, kurzzeitig Funken sprühten, habe ich mir dann schon gedacht, dass das nicht gut sein kann :D.
Der Strom ist dann auch tatsächlich für volle vier Tage ausgeblieben und als es dann am zweiten Tag ohne Strom auch kein Wasser mehr gab (die Pumpe für die Befüllung des Wassertanks hat schließlich auch nicht mehr funktioniert), musste ich für die folgenden zwei Tage bei Stefan, dem anderen deutschen Freiwilligen, und seiner Gastfamilie einziehen. Zum Glück hat sich nach vier Tagen wieder alles normalisiert. Interessanterweise ist nur eine dermaßen braune Brühe aus den Wasserhähnen gekommen, als das Wasser dann wieder angefangen hat zu fließen. Ein verlässliches Indikat dafür, wie sauber der unterste Teil der Wassertänke ist...
Das klingt jetzt erstmal irgendwie unentspannt, aber das war absolut gar nichts im Vergleich zu den Stadvierteln in der Nähe des Zentums der Stadt. Dort ist nämlich ein kleiner Wirbelsturm durchgefegt und hat Bäume und Strommasten einknicken lassen, Tankstellen und Häuser sind teilweise eingebrochen und am Hafen ist das Touristenboot gekentert und untergegangen. Bis heute sind noch nicht alle Schäden behoben worden. Zum Glück gibt es aber keinen Grund zur Sorge, denn allen geht es gut.
Ich bin darauf dann vier Tage über Karneval zu meiner Gastfamilie an den Strand in Garopaba (Santa Catarina) gefahren. Sie hatten dort ein Haus mit wunderschöner Aussicht auf den Strand gemietet. Der Ort ist klein aber vom Karneval hat man trotzdem ein bisschen etwas mitbekommen. Vergleichbar mit den bekannten Bildern aus Rio de Janeiro ist das natürlich nicht, aber lustig war es auf jeden Fall.
Ansonsten kann ich noch ein kleines Update aus dem Projekt geben. Momenten ist eine Kurzzeitfreiwillige aus Litauen (Marija) mit dabei und mit ihr haben wir schon einige Workshops für die Kids angeboten. Einmal zur Zahnplege, was super gut funktioniert hat und demensprechend erfolgreich war und dann auch einen kleinen Erkundeunterricht, da viele Kids leider noch nicht einmal wissen, was zum Beispiel Kontinente sind und sich somit auch nicht vorstellen können, woher die Freiwilligen denn immer herkommen.
Außerdem hat Marija ihr Land Litauen vorgestellt und die Reaktionen der Kids auf gezeigte Fotos waren einfach goldwert. Alle waren total beeindruckt von der Andersartigkeit Litauens im Vergleich zu Brasilien. Als die Kids dann noch Fragen stellen konnten und vor allem Fragen wie "gibt es Schulen, Autos,etc?" kamen, musste ich zunächst ziemlich lachen aber das hat mich auch zum Denken angeregt. Klar sind das Kinderfragen aber es zeigt auch wie selbstverständlich manche Dinge sind und wie unselbstverständlich andere Dinge. Das heißt natürlich nicht, dass es hier keine Schulen und Autos gibt aber für die Kids aus dem Projekt ist der Bezug zu diesen Dingen öfter einfach anders.
Da Marija kein Portugiesisch, sondern nur Englisch spricht, mussten Stefan und ich immer für sie übersetzen, was mir auch nochmal gezeigt hat, wie sicher ich doch schon in der portugiesischen Sprache geworden bin und das hat mich wirklich sehr gefreut. Für mich selbst ist das wirklich erstaunlich, wie schnell ich die Sprache aufgenommen habe.
Andersrum ist es auch für die Kids sehr gut, jemanden zu haben, der eben nicht ihre Sprache spricht. Somit können sie ihre, wenn auch spärlichen, Englischkenntniss austesten. Lustig ist es auch, wenn manche Kids beim besten Willen nicht nachvollziehen können, dass Marija ihre Sprache nicht spricht und immer wieder auf sie einreden und ich dann irgendwann etwas verdutzt angeguckt werde, weil sie dann doch merken, dass ich übersetzen muss :D. Ich hab sie wirklich schon sehr sehr liebgewonnen, diese Kinder!



Ganz liebe Grüße und bis bald!

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